Eindrücke von einem Besuch in der Schmiede


von Dorothea Reeh
So wie Pommes ohne Ketchup,
wie ein Schlauchboot ohne Luft,
so bin ich, Jesus, ohne dich!
Mitten im Dorf in Uckersdorf liegt die alte Schmiede. Die Sonne scheint, und auf der Straße spielen ein paar Jungs Fußball. Am Kicker vor der geöffneten Türe bolzt ein Junge mit einem Teamer. Die Stimmung ist fröhlich. Ich betrete die Schmiede und treffe auf Werkzeuge und eine alte Esse, die an vergangene Zeiten erinnern. Mittendrin basteln zwei Mädchen: Jana, 8 Jahre alt, und Jana, 9 Jahre alt. An der Dekupiersäge schneidet ein Teamer für einen Jungen ein Herz aus, der es für seine Mutter anmalen möchte. Zwischendurch wird es wild: Mehrere Kinder spielen Verstecken in und um die Schmiede herum. Was für eine Freude, wenn der Teamer sie nicht findet! Ich bin erstaunt über die vielen Möglichkeiten, die sich Kindern hier bieten. Immer montags von 17.00 Uhr bis 18.30 Uhr ist Schmiedeworkshop – das einzige Angebot für Kinder dieses Alters in Uckersdorf und Umgebung.
Jetzt fragt Anna, wer Lust hat „Werwolf“ zu spielen, und ein paar Kinder gehen mit ihr nach oben ins Dachgeschoss. Silas und Julian stellen mir das Konzept des Workshops vor: Es gibt einen festen Rahmen mit Begrüßung und Schlussteil und zwischendurch freie Angebote. Ich frage nach: Und das macht ihr alles ehrenamtlich? „In erster Linie! Die Schmiede gehört zwar zum Dekanat An der Dill - unsere Ansprechpartnerin ist Jugendreferentin Astrid Slenczka - aber die Arbeit hier organisieren wir allein in unserer Freizeit. Wir sind acht junge Menschen und bieten neben dem Schmiedeworkshop in den Sommerferien die Schmiedetage, ein viertägiges Freizeitangebot für alle Kinder zwischen 8 und 13 Jahren, an.
Stolz zeigen mir die jungen Menschen, wie viel ehrenamtliche Eigenleistung in dem Gebäude steckt: Vor rund 30 Jahren wurde die Schmiede innen und außen umgebaut. Dazu gehörten der Ausbau des Dachgeschosses und die Errichtung eines Anbaus mit einer Sanitäranlage. Immer wieder fallen Instandhaltungsarbeiten wie das Schleifen und Streichen der Türen an, es muss Brennholz gemacht, aufgeräumt und Müll entsorgt und immer wieder mal etwas repariert werden.
Dass es so viel Engagement von jungen Menschen in ihrer Freizeit gibt, finde ich beachtlich. Und dass Kinder überwiegend mit jungen Männern ihre Freizeit verbringen, fällt mir ebenfalls positiv auf. Es ist inzwischen kurz nach sechs und die Kinder werden eingefangen zur Schlussrunde. Ich schließe mich an. Alle machen es sich auf den Sitzsäcken im Obergeschoss bequem, und dann kommt die Musik. Mit viel Freude und lautstark singen die Kids: “So wie Pommes ohne Ketchup …“, bevor es nach einem Gebet nach Hause geht. Die haben Spaß gehabt, das merkt man.
Und die Teamer? Die atmen erstmal durch. Da einige berufstätig sind und nach der Arbeit gleich hierherkommen, wird jetzt gekocht und gemeinsam gegessen. Ich folge der freundlichen Einladung und esse mit. Gleichzeitig erlebe ich, wie Astrid Slenczka und das Team noch ein paar organisatorische Dinge besprechen. Als die Jugendlichen wieder allein sind, besprechen sie bei Nudeln mit Pesto, welche Aufgaben bis zum nächsten Mal zu erledigen sind. Und pädagogische Fragen erörtert man auch, denn immerhin tragen die Jugendlichen Verantwortung für bis zu 25 Kinder.
Ich gehe mit dem beglückten Gefühl nach Hause, hier eine lebendige Kirche junger, engagierter Menschen erlebt zu haben!
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