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Hohensolms

Die Jugendburg ist verkauft

Aus der Evangelischen Jugendburg Hohensolms in Hohenahr wird eine Ganztagschule mit insgesamt 120 Plätzen, davon 30 als Internatsplätze. Etwa zwei Drittel der Plätze sind für Schülerinnen und Schüler aus der Region vorgesehen. Der Betrieb soll schon Ende August 2023 starten. Die Privatschule „Carpe Diem Hohensolms GmbH“ hat das Ensemble erworben.

Aus der Evangelischen Jugendburg in Hohensolms bei Wetzlar wird eine Schule. Die Privatschule „Carpe Diem Hohensolms GmbH“ hat das Ensemble erworben, wie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), am Freitag (14. Oktober 2022) mitteilte.

Verkaufserlös für Kinder- und Jugendarbeit

Nach über einem Jahrzehnt andauernden intensiven Debatten hatte die hessen-nassauische Kirchen-synode im vergangenen Herbst grünes Licht für den Verkauf der Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft gegeben. Die Synode hatte auch beschlossen, dass der Verkaufserlös von rund 2,5 Millionen Euro komplett der Kinder- und Jugendarbeit der hessen-nassauischen Kirche zugutekommt. Außerdem wird die Burg auch weiterhin EKHN-Gruppen an Wochenenden und während der Ferien für ihre Frei-zeitaktivitäten und die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zur Verfügung stehen. Der zukünftige Betreiber hat sich nach Angaben der EKHN darüber hinaus offen für gemeinsame Formate, etwa im Themenfeld Demokratie Lernen mit Schüler- und Jugendvertretungen gezeigt.

Rückzug der EKHN war schwerer Schritt

„Der Rückzug der EKHN aus der Evangelischen Jugendburg Hohensolms ist ein schwerer Schritt. Es war der EKHN wichtig, einen Käufer zu finden, der wirtschaftliche Interessen mit gesellschaftlich und sozial verantwortlichem Handeln verbindet. Dass es gelungen ist, eine Schule zu gewinnen und den Ort au-ßerschulischer Bildung in einen modernen Ort der Bildung zu transferieren und damit für die Zukunft als lebendigen Ort zu sichern, freut bei aller Wehmut“, so Annette Frenz, Geschäftsführerin der Ta-gungshäuser der EKHN und verantwortlich neben anderen Häusern für die Jugendburg Hohensolms.

Zusätzliche Arbeitsplätze sollen entstehen

Gleichzeitig konnten die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden in der Jugendburg erhalten bleiben. Es werden sogar weitere 40 – vor allem im pädagogischen Bereich – entstehen. Der neue Eigner hat nach Angaben von Frenz „hohes Interesse, die Expertise und die langjährige Erfahrung der Mitarbeitenden an dem Standort zu halten“. Darüber hinaus verstehe sich die Carpe Diem Hohensolms als Teil des „Lerndorfes Hohensolms“ und möchte sich in vielfältigster Weise in Gemeinde und Region vernetzen und einbringen.

Nach dem afrikanischen Sprichwort, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind auf-zuziehen, sehe der Schulträger großes Potential in der Öffnung der Schule, hin zu einem Lern- und Lebensraum, der weit über die Burgmauern hinausreiche. So sieht das Konzept vor, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auch Veranstaltungen und Führungen anzubieten, und vielleicht sogar ein „Burg-Café“ oder einen „Burg-Laden“ mit selbstproduzierten Lebensmitteln in Form von Schüler-Firmen zu realisieren. „Die Burg Hohensolms ist ein unglaublich bedeutender Ort mit hoher regionaler Bedeutung“, sagt Luca Bonsignore, Inhaber und Geschäftsführer der Privatschule Carpe Diem GmbH. „Wir sind uns der historischen Bedeutung der Burg sehr bewusst und werden diese auch für Feste und Kulturveranstaltungen offenhalten.“

Zeitgemäße Bildung

Die Schule „Carpe Diem Hohensolms“ hat sich nach eigenen Angaben konzeptionell so aufgestellt, dass „nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in besonderer Weise auf die individuellen Be-dürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingegangen werden kann“. Hierbei werde neben einer inhaltlichen und fachlichen Expertise auch der Kompetenzerwerb im sozialen, emotionalen und personalen Bereich angestrebt, um die Schüler „bestmöglich auf die Herausforderungen unserer Zeit und der zukünftigen Gesellschaft vorzubereiten“. Somit sehe sich „Carpe Diem Hohensolms“ als „Ergänzung zum tradierten Schulsystem mit dem Anspruch, exzellente Bildung durch individualisierte Lernprozesse in einmaligen Räumlichkeiten zu ermöglichen“.

Junge Menschen begleiten

Die zukünftige Schulleiterin, Natalia Scherrmann, äußert sich zur Eröffnung von „Carpe Diem Hohen-solms“ wie folgt: „Kinder werden mit Flügeln geboren, Lehrer bringen ihnen das Fliegen bei. Ich habe es mir als Lehrkraft von Beginn an zur Aufgabe gemacht, auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendli-chen einzugehen und sie in ihrer Persönlichkeitsentfaltung umfassend zu unterstützen. Somit bin ich sehr dankbar, als zukünftige Schulleitung an der Carpe Diem Hohensolms einen Ort des nachhaltigen und individualisierten Lernens mit zu erschaffen, um die jungen Menschen bestmöglich auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Leben innerhalb der Gesellschaft vorzubereiten. Ich freue mich schon jetzt, wenn sich die Tore der Carpe Diem Hohensolms öffnen werden und wir die ersten Kinder und Jugendlichen an einem ganz besonderen Ort des Lernens und der Bildung begrüßen dürfen.“

Über das tradierte Bildungssystem hinaus

Auch Valentin Helling, Entwickler des pädagogischen Konzeptes verweist auf die Besonderheit des Projekts: „Die Burg Hohensolms wird in der deutschen Bildungslandschaft ihresgleichen suchen und Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten bieten, wie es das tradierte Schulsystem nicht kann. Es freut mich ganz besonders, dass wir die Zukunft dieser Menschen an einem Ort begleiten dürfen, der so geschichtsträchtig ist.“

Hintergrund: Carpe Diem

Die Private Ganztagsschule Carpe Diem führt bereits staatlich anerkannte Privatschulen mit Internat in Willich bei Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) und in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz). Mit dem Stand-ort Hohensolms wird die Carpe Diem erstmals auch in Hessen vertreten sein.

Hintergrund: Zur Jugendburg Hohensolms

Die 150 Betten der seit 1953 zur EKHN gehörenden Jugendburg waren bereits vor der Coronakrise oft deutlich weniger als zur Hälfte mit kirchlichen Gästen belegt. 2018 hatte sie mit etwa 20.000 Übernachtungen eine Auslastung von 46 Prozent. Vor allem die demographische Entwicklung mit kleiner werdenden Jugendgruppen und verändertem Freizeitverhalten hatten die Nutzung durch EKHN-Gruppen nicht entsprechend erhöhen können. Die Einrichtung hatte zuletzt einen jährlichen Zuschussbedarf von etwa 125.000 Euro für den laufenden Betrieb.

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