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Impuls

Erntedank und die Vertrauensfrage

Ende September bis Anfang Oktober werden zum Erntedankfest traditionell in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Ein Impuls von Pfarrerin Kathleen Theiß über das Säen und Ernten im Leben.

Becker-von Wolff

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land.“ Das Erntedanklied schlechthin. Nach dem Aussäen, kommt das Ernten, nicht nur in der Landwirtschaft, auch in unserem Leben. Mit dem Ernten fragt man sich unweigerlich: Was von dem vielen, um das wir uns gesorgt, dass wir erlebt, aufgebaut, weitergegeben haben, wird bleiben? Wovon müssen wir stückweise Abschied nehmen?

Sorgt nicht um euer Leben. Sorgt nicht um Nahrung und Kleidung. So sagt es Jesus in seiner Bergpredigt. Die Vögel unter dem Himmel, die Blumen auf dem Feld, sie säen nicht, sie ernten nicht und Gott ernährt sie doch. So harmonisch, wie Jesus es beschreibt, geht es in der Natur leider nicht zu.

Der tägliche Kampf ums Überleben. Wir Menschen haben Arbeit und Mühen. Ohne Arbeit droht irgendwann Verarmung und Verlust des Selbstwertgefühls. Jesus spricht hier nicht nur von der Natur, sondern von unserer inneren Einstellung zu den Mühen die das Leben nun einmal mit sich bringt. Sorget nicht! Aber können wir Menschen das überhaupt? Leben ohne Sorge?

Eventuell muss man erst etwas älter werden, um zu ahnen, wie Jesus das gemeint hat: Was haben wir alles geplant und am Ende, was ist daraus geworden? Natürlich müssen wir in unserem Leben mehr oder weniger schwere Enttäuschungen hinnehmen, Verletzungen, Schicksalsschläge. Manchmal ist es gut so, wie es gekommen ist, manchmal ist aus einer Enttäuschung, einer Schwäche, aus einer Verletzung etwas gewachsen, dass wir in unserem Leben nicht missen wollen, für das wir dankbar sind. Leben ohne Sorge? Nicht am Anfang, nicht am Ende.

Am Ende ist es eine Vertrauensfrage: Traue ich Gott zu, dass er aus den Bruchstücken meines Lebens etwas schaffen kann, das so viel erfüllter sein wird, als ich es mir je hätte träumen lassen? Wo ich glauben und vertrauen kann, dass Gottes Gegenwart mein Leben umgibt und trägt, mit allem was Leben bedeutet, da hat die Sorge ihre Macht über mich verloren. Dann ist Erntedank!


Kathleen Theiß ist evangelische Pfarrerin in Driedorf

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