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Nach Kraftquellen suchen

Becker-von Wolff

Erst war es die Pandemie, dann die unsichere Weltlage seit dem Ukrainekrieg, dazu der alles überschattende Klimawandel. Überall erleben wir Umbrüche: im Arbeitsleben, im Miteinander der Menschen, in der Politik, auch in der Kirche. Was hilft uns in diesen Zeiten?

Als mich der Arzt mit der Krebsdiagnose konfrontierte, konnte ich es zuerst kaum glauben. Das war doch nur eine Routineuntersuchung gewesen, Beschwerden hatte ich keine. Erst allmählich begriff ich, in welch einer bedrohlichen Situation ich mich befand. Inzwischen liegt das drei Jahre zurück und Gott sei Dank konnte durch die Operation und Chemotherapie der Krebs zurückgedrängt werden. Aber eine solche Erfahrung hinterlässt Spuren und Veränderungen.

Derzeit leben wir ja alle irgendwie in Umbrüchen. Nicht immer durch Krankheiten ausgelöst, aber die ständig neuen Krisen, denen wir seit ein paar Jahren ausgesetzt sind, verunsichern viele Menschen. Erst war es die Pandemie, dann die unsichere Weltlage seit dem Ukrainekrieg, dazu der alles überschattende Klimawandel. Überall erleben wir Umbrüche: im Arbeitsleben, im Miteinander der Menschen, in der Politik, auch in der Kirche. Was hilft uns in diesen Zeiten?

In Zeiten des Umbruchs brauchen wir Sicherheit. Die finden wir letztlich weder in materiellen Werten oder eigener Stärke sondern in spiritueller Geborgenheit. Wenn mein Leben bedroht ist, schenkt es eine unvergleichliche Zuversicht, wenn ich spüre: bei Gott bin ich geborgen. Seine Nähe lässt mich Schweres aushalten, bei ihm ist Hoffnung. Seine Liebe bleibt, sogar wenn mir der Tod droht.

In Zeiten des Umbruchs helfen uns gute Beziehungen. Freundschaften und Familie werden unendlich kostbar. Und wie gut, wenn wir darin investieren: Freundschaften pflegen oder neu aufbauen. Da, wo wir uns voneinander entfremdet oder zerstritten haben, können wir den Mut für den ersten Schritt zur Versöhnung aufbringen.

Vertrauensvolle Beziehungen sind eine Quelle der Kraft. Und in Zeiten des Umbruchs tut es uns gut, wenn wir eine Aufgabe haben, die uns herausfordert. Das kann im Beruf, in der Freizeit oder einem Ehrenamt sein. Da, wo wir uns für Menschen oder Ziele einsetzen, da schauen wir nicht nur auf unsere Ängste und Sorgen, sondern verschenken uns an andere.

Hier lohnt es sich zu fragen: Wofür bin ich da? Wo ist der Platz oder die Aufgabe, in der ich meine Bestimmung finde. So können wir mit Zuversicht durch Umbruchszeiten gehen, wie es in den alten Worten des Psalms 23 beschrieben wird: „Und muss ich durch ein finsteres Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du, Gott, bist an meiner Seite!“

 

Pfarrer Roland Jaeckle ist Dekan im Evangelischen Dekanat an der Dill

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