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Vertrauen zahlt sich aus

Wir werden immer misstrauischer! Das zeigen Untersuchungen. Unser Vertrauen in die Medien, in staatliche Institutionen, in die Justiz, in Parteien, in die Regierung, ja in die Demokratie überhaupt schwindet zusehends. Aber woran liegt es, fragt Dr. Wolfgang Wörner.

Wir werden immer misstrauischer! Das zeigen alle Untersuchungen. Unser Vertrauen in die Medien, in staatliche Institutionen, in die Justiz, in Parteien, in die Regierung, ja in die Demokratie überhaupt schwindet zusehends. Das wird oft beklagt, aber woran liegt es?

Natürlich, wenn der Zug zur Arbeit in der vergangenen Woche schon mehrfach ausgefallen ist, hält sich das Vertrauen darin, dass er morgen aber ganz bestimmt pünktlich abfahren wird, in Grenzen. Tatsächlich aber steigt generell das Misstrauen, ohne dass dahinter unbedingt immer schlechte Erfahrungen stehen. Ich halte das für keine gute Entwicklung.

Aus der Medizin wissen wir, dass der Erfolg oder Misserfolg einer Therapie wesentlich davon abhängt, wie groß das Vertrauen in die jeweilige Behandlung ist. Das kann so weit gehen, dass ein Blutdrucksenker weniger Wirkung zeigt, weil dem Patienten die Aufmachung der Packung unsympathisch ist – oder weil er nur wenig Vertrauen in Arzt oder Apotheker hat. Denn wenn wir über Vertrauen und Misstrauen sprechen, geht es doch meistens um Menschen.

Und wenn wir unseren Mitmenschen, egal ob in der Medizin, in der Politik oder im alltäglichen Miteinander, nicht mehr vertrauen können, dann steht es nicht gut um uns. Dabei ist längst bewiesen: Vertrauen lohnt sich! Denn wer vertraut, der ist glücklicher, gefestigter und ja – auch oftmals gesünder und belastbarer als andere.

Ob wir allerdings anderen Menschen grundsätzlich erst einmal vertrauen, hängt stark davon ab, welche Erfahrungen wir bisher in unserem Leben gemacht haben. Trotzdem kann man Vertrauen lernen. Wir können nämlich selbst darüber entscheiden, auf welche Art und Weise wir unser eigenes Leben betrachten.

Zugegeben, einfach mal die Perspektive zu wechseln, ist nicht ganz einfach. Wir können uns aber dabei helfen lassen, wenn wir jemanden an unserer Seite haben, dem wir ohne Einschränkungen voll und ganz vertrauen. Dieser jemand kann Gott sein. Wenn wir es schaffen, all unsere Vorbehalte und Ängste mit ihm gemeinsam zu tragen, kann uns das die Kraft geben, auch unseren Mitmenschen wieder mehr zu vertrauen. Und dann macht man am Ende vielleicht diese Erfahrung: Mein Vertrauen zahlt sich aus. Überraschenderweise meinen es die meisten Menschen nämlich wirklich gut mit mir.

 

Dr. Wolfgang Wörner aus Sinn ist Präses des Evangelischen Dekanates an der Dill 

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